Aufschlag-„Zweiter Punkte“ – dieser Bereich entscheidet auf Profi- wie auf Hobby-Niveau oft über Sieg oder Niederlage. Ich beobachte seit Jahren Matches und analysiere, wie Spielerinnen und Spieler diese Punkte gewinnen oder verlieren. In diesem Artikel erkläre ich, warum diese Punkte so wichtig sind und zeige dir konkrete Wege, wie du sie zu deinen Gunsten kippst.
Warum der zweite Aufschlag so viel Gewicht hat
Der erste Aufschlag ist die offensivere Waffe: Asse, freie Punkte, Druckaufbau. Doch wenn der erste Aufschlag fehlt, beginnt die wahre Schlacht auf dem Court. Der zweite Aufschlag bestimmt häufig, ob du in die Defensive gedrängt wirst oder die Chance bekommst, das Spiel weiterhin zu kontrollieren. Statistisch gesehen gewinnen Rückschläger bei zweitem Aufschlag einen höheren Prozentsatz ihrer Punkte als beim ersten, weil sie offensiver aufstellen und mehr Risiko nehmen können.
Ich denke oft an Matches, in denen ein scheinbar dominanter Aufschläger am Ende verliert — nicht, weil sein erster Aufschlag schlecht war, sondern weil er bei Zweiten nachgab. Das erklärt auch, warum Coaches großen Wert auf die Ausbildung eines verlässlichen zweiten Aufschlags legen.
Technik: Was ein sicherer zweiter Aufschlag ausmacht
Ein guter zweiter Aufschlag ist kein Zufallsprodukt. Es gibt technische Elemente, die du bewusst trainieren kannst:
- Tiefere Toss-Position: Platziere den Ball etwas näher am Körper und tiefer, damit du mehr Frührotation erzeugst und die Flugbahn sicherer wird.
- Topspin- oder Kick-Variante: Kicks sind besonders auf Sand und bei hohen Rückschlägern effektiv, weil sie den Rückschläger nach hinten drücken.
- Konsequente Pronation: Auch beim zweiten Aufschlag sorgt die richtige Handgelenks- und Unterarmbewegung für mehr Kontrolle.
- Beinarbeit und Balance: Stabilität im Rumpf gibt Sicherheit. Ich beobachte oft, dass Spielerinnen bei Druck die Beine zu früh strecken — das kostet Kontrolle.
Taktik: Wie du den Returner neutralisierst
Der Gegner wartet oft aggressiv auf den zweiten Aufschlag. Deine Aufgabe ist es, die Angriffsmöglichkeiten zu minimieren und gleichzeitig genug Platz für eigene Zugänge zu lassen. Einige taktische Prinzipien, die ich immer wieder empfehle:
- Variiere die Platzierung: Nicht immer mittig oder immer auf die Rückhand. Eine Mischung aus Kick ins Rückhand-Eck, Slice auf die Vorhand und flachen, kontrollierten Serves in die Mitte verwirrt den Returner.
- Nutze die Tiefe: Ein tiefer zweiter Aufschlag reduziert die Zeit, die der Returner zum Angreifen hat.
- Tempo-Wechsel: Ein langsamerer Kick gefolgt von einem kürzeren, überraschenden Slice kann die Timing-Mechanik des Gegners stören.
- Plan für das dritte Schlagspiel: Überlege dir, wohin du nach dem Aufschlag laufen willst — Netz, Mitte oder zurück – und setze den Aufschlag entsprechend.
Mentale Komponente: Ruhe unter Druck
Bei wichtigen Punkten wächst der Druck – vor allem beim zweiten Aufschlag. Ich habe mit Spieler*innen gearbeitet, die technisch exzellent sind, aber in den entscheidenden Momenten Fehler produzieren. Hier helfen mentale Routinen:
- Atmungsritual: Drei tiefe Atemzüge vor dem Aufschlag beruhigen und sorgen für Fokus.
- Mantras: Kurze Sätze wie „Tief, sicher, ruhig“ können helfen, automatisierte Fehler zu vermeiden.
- Visualisierung: Stell dir den perfekten Kick oder die gewünschte Platzierung vor – 2–3 Sekunden genügen.
- Routinen beibehalten: Je mehr konsistente Rituale, desto weniger fällt dir die Entscheidung im Match schwer.
Trainingseinheiten und Übungen
Ich baue in Trainings immer spezifische „Second-Serve“-Blöcke ein. Hier einige Übungen, die du sofort umsetzen kannst:
- Block-Session (20 Minuten): 50 Zweite in Serie, Fokus auf Konsistenz und Tiefe. Ziel: 80% im Feld.
- Pressure Points: Simuliere Breakpoints: Du servierst 5x bei Druck (z. B. 15-40) und musst eine bestimmte Quote erreichen.
- Return-Integration: Lass einen Partner/Trainer aggressiv returnen – du musst reagieren und das dritte Schlagspiel vorbereiten.
- Video-Feedback: Nimm die Aufschläge auf. Kleine Körper- und Toss-Korrekturen zeigen oft große Effekte.
Ausrüstung und Technik-Hilfen
Manche Hilfsmittel können den Lernprozess beschleunigen:
- Schläger-Balance: Ein leicht anders ausgewogener Schläger (z. B. Wilson Pro Staff, Babolat Pure Aero) kann die Kontrolle beim Kick verbessern.
- Strings: Mehr Spin erhältst du oft mit multifilen Saiten oder synthetischen Poly-Kombinationen – teste z. B. eine Hybridbespannung.
- Toss-Markierungen: Aufkleber oder Markierungen auf dem Court helfen, die konstante Toss-Position zu trainieren.
- Sensoren: Tools wie Zepp oder Babolat POP geben Daten zu Geschwindigkeit und Treffpunkt, hilfreich zur objektiven Analyse.
Matchbeispiele und Situationen
Ein klassisches Beispiel: Beim Aufschlag auf die Rückhand des Returners hat der Gegner eine aggressive Vorhand. Hier nutze ich oft den Kick auf die Rückhand, um die Vorhand schwerer spielbar zu machen. Alternativ ist ein tiefer Slice auf die Vorhandseite eine Überraschungsoption – der Returner wird oft nach oben gedrückt und kann keinen aggressiven Schlag vorbereiten.
Bei Matches mit Seitenwind empfehle ich, den Toss stabiler und tiefer zu halten. Ich habe gesehen, wie Spieler bei Wind ihren Toss zu hoch warfen und dadurch unter Druck gerieten – Resultat: ein schwacher zweiter Aufschlag. In solchen Fällen gelingt ein sicherer, kontrollierter Kick oft besser als ein flacher, riskanter Versuch.
Wie du im Match systematisch Punkte machst
Es reicht nicht, einfach nur „sicher“ zu spielen. Du brauchst einen Plan:
- Frühe Punkte sichern: Ziele auf einfache, tiefe Zweite in den ersten Spielen, um Vertrauen aufzubauen.
- Gegner lesen: Beobachte, wo der Returner positioniert ist — steht er nah an der Grundlinie oder weiter zurück? Passe deine Platzierung an.
- Situativ variieren: Wenn der Returner stark in die Vorhand returniert, wechsle öfter auf die Rückhand oder in die Mitte.
- Aggressiv bei Möglichkeit: Nutze Breakchancen, indem du bei Zweiten mehr Risiko eingehen kannst, wenn du zuvor viele Punkte gemacht hast.
Messbare Ziele und Fortschritt
Setze dir konkrete Kennzahlen:
| Trainingsziel | Messgröße |
| Konstanz Zweiter | Trefferquote im Feld ≥ 80% |
| Punktgewinn | Punktequote nach zweitem Aufschlag ≥ 50% |
| Break-Resilienz | Gewonnene Break-Return-Punkte ≤ 40% des eigenen Aufschlags |
Ich empfehle, diese Zahlen wöchentlich zu überprüfen und kleine Anpassungen vorzunehmen. Oft sind es marginale Veränderungen im Toss oder in der Balance, die einen großen Unterschied machen.
Wenn du Fragen zu konkreten Übungen, Videofeedback oder zur Wahl der richtigen Saite und Schlägerbalance hast, schreibe mir gern über die Kontaktseite von Atp-turnier. Ich freue mich immer, Trainingspläne zu teilen oder individuelle Situationen zu analysieren.